SPD Kreisverband: Verantwortung übernehmen, nicht abwälzen

11. Juni 2018

Während der Kreisvorstandssitzung der SPD Miltenberg im Gasthaus Goldener Adler in Großheubach, wurden die jüngsten Entwicklungen rund um die fehlenden Kinderärzte im Landkreis diskutiert. Die KVB (Kässenärztliche Vereinigung Bayern) hatte das für Anfang 2018 angekündigte Gutachten zur neuerlichen Bedarfsermittlung sang und klanglos verschoben. Die Vorstandsmitglieder zeigten sich enttäuscht, dass die Menschen im Landkreis keine Unterstützung für ihre berechtigten Anliegen erhalten.

»Die KVB darf mit dieser Verschiebung der Veröffentlichung keine Zeit schinden«, forderte Juso Kreisvorsitzender Jörg Pischinger. Während es der Kinderarztmangel bereits bis in Fernsehberichte des BR geschafft habe, posiere der CSU-Landtagsabgeordnete Berthold Rüth lieber für ein Wohlfühlfoto mit dem KVB-Vorsitzenden und rede die Probleme klein. »Statt die Verantwortung ständig an Andere abzuwälzen, sollte gerade der Landkreisvertreter im Landtag endlich Verantwortung übernehmen«, so Pischinger weiter.

Kreisvorsitzende Helga Raab-Wasse zeigte sich besorgt über die Hinhaltetaktik der KVB. Man müsse sich schon fragen, welche Brisanz das Gutachten habe, dass man es lieber erst später veröffentliche, so Raab-Wasse. Hinweise dazu gebe die Berichterstattung der Ärztezeitung.

Den Unmut sehr gut nachvollziehen, konnte Landrat Jens Marco Scherf. Derzeit gebe es mehrere Baustellen im Bereich der Gesundheitsversorgung, die angegangen werden müssen. Jeder kleine Erfolg sei hier wichtig, so Scherf. Hier nannte er die Einrichtung eines weiteren Rettungswagens in Sulzbach und die weiteren Bemühungen der GesundheitsregionPlus.

Mit welchen Problemen gerade Höhenorte derzeit kämpften, schilderte Kreisrat Karlheinz Paulus am Beispiel Mainbullaus. Bis dort ein Rettungswagen einträfe, seien die geplanten zwölf Minuten Hilfsfrist lange überschritten und das Landesgesetz lasse dies auch noch ausdrücklich zu. Eine Rettungswache müsse nur in 80% der Fälle die Hilfsfrist einhalten. »Eine mangelhafte Versorgung in abgelegenen Orten wird somit von der CSU stillschweigend toleriert.«, stellte Jörg Pischinger fest.

Daher seien die Bewohner dort selbst aktiv und gründen Helfer-Vor-Ort-Gruppen, um die Mangelversorgung auszugleichen. Hierbei bemängelte Paulus die fehlende Unterstützung des Freistaates. „Ein Zuschuss zur nötigen Ausrüstung, wäre wenigstens eine kleine Anerkennung für die ehrenamtlichen Bemühungen der Bürger“, so Paulus. Der Tendenz, immer mehr staatliche Versorgungsaufgaben auf die Rücken ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer abzuwälzen, müsse man entschlossen entgegentreten.

Teilen