Kleinheubach. Zusammen mit dem Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel (Gemünden) und seiner Kollegin aus dem bayerischen Landtag, Martina Fehlner (Aschaffenburg) besuchten die Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion Miltenberg zwei expandierende Unternehmen in Kleinheubach: den Spezialisten für Innenausbau, die Reinhold Keller GmbH und das Bekleidungswerk Kaiser, ebenfalls eine GmbH.
Bevor die Delegation von den beiden Geschäftsführern Michael und Stefan Kaiser durch die Betriebsräume des HAKA-Bekleidungswerks AmHundsrück geführt wurden, nahmen die SPD-Politiker die Erstaufnahme für Flüchtlinge am Siemensring in Augenschein. Kreisbaumeister Andreas Wosnik erklärte den Fortschritt der fast abgeschlossenen Bauarbeiten und zeigte zwei Tage vor dem Einzug der Flüchtlinge die Ausstattung, die trotz Massenunterbringung noch ein gewisses Maß an Privatsphäre ermöglicht. Flache Hierarchien und ein ausgeklügeltes Team-Management bei derzeit 165 Mitarbeitern am Standort Kleinheubach, eine gut organisierte Logistik, hohe Flexibilität und das Ohr am Puls der Marktentwicklung machen den Erfolg des klassischen HAKA-Produzenten Kaiser aus. Industrie 4.0, die Digitalisierung und Vernetzung wird bei Kaiser bereits umgesetzt und weiterentwickelt. Die Sozialdemokraten erfuhren von den Brüdern Kaiser, dass sich der Kopf des Unternehmens, die Verwaltung, Entwicklung und Logistik, in Kleinheubach befindet, während die Produktion international aufgestellt ist. HAKA, „Herren-Ausstatter, Knaben-Ausstatter“ ist in der Bekleidungsbranche laut den beiden Unternehmens-Chefs trotz des Strukturwandels auch heute noch ein Begriff. Laut Michael Kaiser werden im Unternehmen ausschließlich Sakkos, Anzüge, Hosen, Jacken und Mäntel gefertigt, die hauptsächlich an große Einzelhandelsketten, so genannte „retailer“ geliefert werden. „Wir verwenden die Markennamen unserer Kunden. Ein Etikett, worauf „Kaiser“ steht, werden Sie hier nicht finden“, so die beiden Geschäftsführer. Sorge machen den beiden Brüdern der drohende Fachkräftemangel und der Bildungsstand der Schulabgänger, die ihrer Auskunft nach die Fremdsprache Englisch nur unzureichend beherrschen und auch in den Microsoft-Office-Anwendungen nicht firm sind. Das macht auch Manfred Bauer Sorge, Geschäftsführer der Reinhold Keller GmbH, der das 1876 in Bürgstadt gegründete Unternehmen 1976 übernommen hat und durch das Segment Digital-Print mit der Innenausstattung großer Gastronomie-Ketten, Hotels und Läden von ursprünglich zehn auf heute 460 Mitarbeiter gesteigert und auf Wachstumskurs geführt hat. Beeindruckt zeigten sich die Sozialdemokraten, dass die Gebäude ausschließlich über die Abfälle aus der Produktion beheizt werden und einen Großteil des Stroms über eine eigene Photovoltaik-Anlage bezogen wird. Nachdem die Teilnehmer von Marketing-Chef Hartmut Michalke durch den Betrieb geführt wurden, über die Vielfalt der zum Innenausstattungs-Großbetrieb gereiften Schreinerei staunten und die hohe Oberflächenqualität des Digital-Drucks begutachteten, erfuhren sie im anschließenden Gespräch von den Problemen, die den Unternehmen im Allgemeinen und der Reinhold Keller GmbH im Besondern auf den Nägeln brennen. Es sei ein „Moloch an Verwaltungsvorschriften“, die ein Unternehmen zu beachten habe, insbesondere dann, wenn es expandieren wolle, beklagte Manfred Bauer. Schwierig sei es, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. „Wir setzen mittlerweile Headhunter ein, weil der Arbeitsmarkt von geeigneten Bewerbern leer gefegt ist“, so Bauer. Foto 1: Im Unternehmen Reinhold Keller erklärt Marketingchef Hartmut Michalke der SPD-Delegation den Digitaldruck am Beispiel des Bodens. Foto 2: Modern und dynamisch, so präsentiert sich das Bekleidungswerk Kaiser, das der SPD-Delegation von den Brüdern Michael (links stehend) und Stefan Kaiser (rechts im Hintergrund) vorgestellt wird. Fotos: Ruth Weitz