SPD-Kreistagsfraktion - Dramatische Entwicklung der Hausärzteversorgung im Landkreis

16. November 2017

Die SPD-Kreistagsfraktion im Landkreis hat sich als einen der Schwerpunkte ihrer Arbeit die Gesundheitsversorgung ausgesucht. Am Mittwochabend tagten die sozialdemokraten im Bürgerkeller der Frankenhalle in Erlenbach und holten aktuelle Informationen vom Main-Doc-Vorsitzenden Bernd Decke (Erlenbach) über die Hausarztversorgung ein. Weiterhin widmeten sie sich der stationären Versorgung in der Klinik des Helios-Konzerns in Erlenbach.

Neben Karlheinz Bein, Otto Schmedding, Sabine Kettinger, Thorsten Meyerer, Ruth Weitz und Monika Wolf-Pleßmann von der SPD-Kreistagsfraktion waren auch die Kreisvorsitzende Helga Raab-Wasse und der zweite Bürgermeister der Krankenhaus-Standortkommune Erlenbach, Werner Hillerich, gekommen. Bernd Decke klärte darüber auf, dass die seit zwei Jahren von der Main-Doc GmbH erfolgreich geführte Bereitschaftspraxis in den Räumen des Erlenbacher Krankenhauses künftig in die Verantwortung der KVB (Kassenärztliche Vereinigung Bayern) übergeht, nachdem für die hausärztliche Bereitschaft seitens der KVB neue Richtlinien geschaffen worden seien. »Das ist für uns weder zeitlich noch finanziell zu leisten«, so Decke. Bis Ende Januar 2018 werde die Bereitschaftspraxis noch von Main-Doc weitergeführt, dann übernehme die KVB die Organisation.

Laut Decke hat sich der Hausarztschwund im Landkreis dramatisch entwickelt. Seit vergangenem Jahr seien neun Hausarztpraxen geschlossen worden. Eine Nachfolge gebe es nicht. Laut Bedarfsermittlung der KVB seien zweieinhalb Hausarztstellen im nördlichen und anderthalb Stellen im südlichen Landkreis unbesetzt. »Die Bedarfszahlen sind von 1978 und angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen überhaupt nicht mehr zeitgemäß«, resümierte der Erlenbacher Facharzt für Allgemeinmedizin. Es sei jedoch eine Überarbeitung geplant.

Decke wies darauf hin, dass die Hausarztversorgung in Ballungsgebieten wie München über 200 Prozent liege. Es müsse dringen darauf hingewirkt werden, dass sich mehr Allgemeinmediziner auf dem Land niederließen. 75 Prozent der Medizinstudenten seien weiblich. Deren Bedürfnissen müsse nachgekommen werden, wenn sie die Ausbildung abgeschlossen hätten. Ausreichend Kinderbetreuungsplätze, auch in den Abend- und Nachtstunden, so wie es sie in Großstädten gibt, ein gut ausgebauter öffentlicher Personennahverkehr und andere, so genannte »weiche Standortfaktoren« böten einen Anreiz, sich im Landkreis niederzulassen. »Das Einkommen von niedergelassenen Allgemeinmedizinern ist mittlerweile deutlich höher als das von Klinikärzten«, resümierte er.

Die vom Juso-Kreisvorsitzenden Jörg Pischinger (Großwallstadt) initiierte Unterschriftenaktion für mehr Kinderärzte hätten mehr als 1500 Menschen unterzeichnet, berichtete Helga Raab-Wasse. Sie unterstrich die Meinung der Sozialdemokraten im Kreis, dass die von der KVB eingerichtete Kinderarzt-Hotline nur eine Zwischenlösung sein könne.

Abschließend betonte stellvertretender Landrat Thorsten Meyerer, dass die von vielen Patienten beklagte Situation in der Erlenbacher Helios-Klinik sehr ernst genommen wird, insbesondere die langen Wartezeiten in der Notaufnahme. »Wir von der SPD haben damals die Krankenhausprivatisierung geschlossen abgelehnt«, erinnerte er. Das Gesundheitswesen dürfe sich nicht auf monetäre Interessen konzentrieren, sondern müsse in erster Linie dem Menschen dienen. SPD-Kreisrätin Ruth Weitz, die neben anderen Kreistagsmitgliedern und Landrat Jens Marco Scherf dem Krankenhausbeirat angehört, führte aus: »Der Beirat führt den ständigen Dialog mit der Geschäftsleitung von Helios, um Verbesserungen anzuregen, hat aber hat keinerlei Mitbestimmung.« Der aktuelle KVB-Versorgungsatlas Hausärzte ist im Internet zu finden unter https://www.kvb.de/fileadmin/kvb/dokumente/UeberUns/Versorgung/KVB- Versorgungsatlas_Hausaerzte.pdf. Die beiden Planungsbereiche im Landkreis Miltenberg finden sich auf den Seiten 241 bis 244

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