Miltenberg. Die Sanierung der Berufsschule in Miltenberg muss zügig und ohne jede Verzögerung in Angriff genommen werden. Was für die SPD im Kreis Miltenberg schon lange eine Selbstverständlichkeit ist, hat sich am Dienstag bei einem Besuch der Kreistagsfraktion in der Berufsschule nochmals bestätigt. „Jetzt eine neue Diskussion über den Standort vom Zaun zu brechen, ist vollkommen abwegig“, sagt Fraktionsvorsitzender Karlheinz Paulus.
Der SPD fehlt jedes Verständnis für das taktische Wahlkampf-Manöver des Landratskandidaten von CSU und Neuer Mitte. Die alte Bausubstanz aus den 1950er- bis 1970er-Jahren birgt an einigen Stellen mittlerweile echte Gefahren für Schülerinnen und Schüler: Zum Beispiel sind Decken nicht mehr tragfähig, am Übergang zu den Wänden zieht sich rund um den gesamten Raum ein tiefer Riss durch den Beton. Und die Kfz-Werkstatt ist so niedrig, dass Autos auf der Hebebühne ab und an an die Decke krachen.
„Alles, was die Beseitigung dieser Missstände verzögert, ist ein Schlag ins Gesicht unserer Berufsschüler – und damit auch unserer Firmen“, meint die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und dritte Bürgermeisterin von Miltenberg, Sabine Balleier. „Es gibt jede Menge gute Gründe, die Sanierung konsequent genau so weiterzuverfolgen, wie es der Kreis-Bauausschuss auch mit den Stimmen von CSU und Neuer Mitte beschlossen hat.“
Was aus Sicht der SPD dafür spricht:
Die alte Berufsschule wird nicht komplett abgerissen, sondern in Teilen zurückgebaut. Was noch tragfähig ist, wird beim Wiederaufbau weitergenutzt. Weil also einiges an Substanz bereits vorhanden ist, wird ein Neubau nicht günstiger, denn diese Elemente müssten dort neu errichtet werden.
Seit mehr als sechs Jahren plant die Bauabteilung im Landratsamt die Sanierung. Tausende Arbeitsstunden sind schon da hineingeflossen. Auch die hat der Kreis bereits bezahlt.
Das Bauen in mehreren Abschnitten statt in einem Stück macht es für den Kreis einfacher, das Geld dafür aufzubringen.
1000 Quadratmeter der Berufsschule sind bereits saniert. Werden diese Räume anders genutzt, müsste der Kreis womöglich Fördergelder zurückzahlen – was zusätzliche Kosten bedeutet.
Und wer hat überhaupt eine andere Verwendung für den Berufsschul-Bau? Was soll daraus werden? Das Gelände ist ein Sondergebiet; momentan ist dort nichts anderes erlaubt. Eine Änderung des Bebauungsplans kostet wieder zusätzliches Geld. Und wenn niemand eine alte Berufsschule braucht, muss sie ganz abgerissen werden. Auch das gehört zu den Kosten für einen Neubau.
„Den Planungsprozess jetzt aufzuhalten, ist das Falscheste, was man machen kann“, sagt Kreisbaumeister Andreas Wosnik. Wie teuer das werden kann, selbst wenn man dann zur ursprünglichen Lösung zurückkehrt, zeigt das Beispiel der Miltenberger Grundschule: Am Ende des Architektenwettbewerbs im Jahr 2017 waren die geschätzten Baukosten sechs Millionen Euro niedriger, als sie es jetzt sind – obwohl der Entwurf abgespeckt wurde. Das Zögern und Zaudern des Miltenberger Bürgermeisters, die Abkehr von der Sanierung hin zum Neubau und die Kehrtwende nach massiven Elternprotesten haben die Stadt also eine siebenstellige Summe gekostet.
„Man sollte meinen, daraus hätte der Bürgermeister gelernt“, meint Sabine Balleier. „Stattdessen fordert er jetzt als Wahlkampfhelfer für den CSU-Landratskandidaten einen Neubau der Berufsschule auf dem Alten Bahnhofsgelände in Miltenberg – wohl auch, um damit zu vertuschen, dass sein Luftschloss von einer privaten Hochschule auf der riesigen Brache krachend gescheitert ist.“