Wörth. Großer Andrang beim diesjährigen politischen Aschermittwoch der Kreis-SPD Miltenberg im LOKal, dem ehemaligen Bahnhof in Wörth. Es gab nur noch Stehplätze, und wer keinen Heringssalat vorbestellt hatte, musste sich mit Alternativen begnügen. Als Ausgleich gab es intelligentes Kabarett mit Kurt Spielmann und Maya Pinzolas sowie leidenschaftliche Reden, ohne verbalen Keulenschlag auf den politischen Gegner.
SPD-Kreisvorsitzender Thorsten Meyerer, Landrat Jens Marco Scherf, Landtagsabgeordnete Martina Fehlner und Richard Oettinger, Wörther SPD-Ortsvorsitzender und Fraktionssprecher der rot-grünen Fraktion im Stadtrat der Schifferstadt, konzentrierten sich auf sozialdemokratische Werte, gerade im Bezug auf das Erstarken von AfD und Pegida im Zusammenhang mit dem Zustrom an Flüchtlingen. Während Oettinger sich auf Informationen aus der Stadtpolitik konzentrierte und bekannt gab, dass erstmals seit seiner 25-jährigen Stadtratstätigkeit ein Etat von der Kommunalaufsicht wegen zu blauäugiger Einnahme-Prognosen als nicht genehmigungsfähig eingestuft wurde, konzentrierten sich Meyerer und Scherf auf Landkreisthemen. Martina Fehlner appellierte, die freiheitlich-demokratischen Grundwerte gegen rechtspopulistische Hetzkampagnen zu verteidigen.
Zu Beginn der Veranstaltung hatte Thorsten Meyerer zu einer Schweigeminute für die Opfer des Zugunglücks in Bad-Aibling aufgefordert und begründet, warum die Kreis-SPD den politischen Aschermittwoch nicht abgesagt hat. „Wir haben nie die Keule geschwungen, um auf den politischen Gegner einzudreschen, sondern uns immer auf der Ebene der sachlichen Kritik bewegt“. Im Kreistag seien alle Beschlüsse weitgehend einstimmig, zumindest mit großer Mehrheit verabschiedet worden. „Bei der CSU ist nach einer Neufindungsphase endlich die Vernunft eingekehrt“, kommentierte er die einmütige Zustimmung zum Kreisetat. Zur Bewältigung des Flüchtlingszustroms meinte er: „Menschenrechte gelten für alle Menschen!“ Er räumte zugleich ein, dass es Probleme gibt, die ohne Populismus, sondern besonnen analysiert und gelöst werden müssten.
Kurt Spielmann, der als Landstreicher Eddie von der B8 mit seinem „Schinösje“ Maya Pinzolas für die kabarettistischen Einlagen sorgte, traf mit seiner Parallele zu dem Wiener Wirtshaussänger Marx Augustin in Schwarze, als er feststellte, Augustin habe mit seinen Liedern im 17. Jahrhundert die Pest vertrieben und wäre heute nötiger denn je, um die braune Pest zu verjagen. Jens Marco Scherf mahnte zur differenzierten Sichtweise und schuf den Aphorismus „Grau ist das neue Bunt statt Schwarz-Weiß-Betrachtung“.
Mut mache der intensive ehrenamtliche Einsatz tausender Bürger, die sich nicht erschrecken ließen von der großen Zahl von Flüchtlingen, sondern sich vor Ort um sie kümmerten. Zur Arbeit im Kreistag erinnerte Scherf an sein Wahlversprechen, einen anderen Politikstil einzuführen. „Wir haben im Kreistag realisiert, was wir versprochen haben: intensives Diskutieren miteinander, Abwägen und ein transparenter Entscheidungsprozess.“ Die einstimmige Verabschiedung zum diesjährigen Haushalt sowie die Weichenstellung für eine Bildungs- und Gesundheitsregion, für den Schulterschluss aller bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben brächten dies zum Ausdruck.