Bayerns Vielfalt und seine regionale kulturelle Identität werden bis heute sehr stark von Denkmälern bestimmt. Als sichtbarer Identitätsanker prägen die Denkmäler die Bewohner und das Bild Bayerns maßgeblich. Dennoch gibt es bei der Umsetzung der Denkmalschutz-Ziele oft Probleme. Auf Einladung der Aschaffenburger Landtagsabgeordneten Martina Fehlner besuchten die Denkmalexperten der SPDLandtagsfraktion Helga Schmitt-Bussinger und Reinhold Strobl, Mitglied im Landesdenkmalrat, im Rahmen ihrer „Denkmaltour“ die Stadt Aschaffenburg und die Marktgemeinde Großostheim. Ziel war es, gemeinsam das Gespräch mit Behörden und Privatpersonen zu suchen, aber auch aktuelle und bereits erfolgreich abgeschlossene Denkmalschutz-Projekte zu begutachten.
Erste Station war das Aschaffenburger Rathaus, wo die SPD-Politiker von Oberbürgermeister Klaus Herzog und Vertretern der Fachämter begrüßt wurden. Die Generalsanierung des stilprägenden 50er Jahre Baus ist eines der größten Denkmalschutzprojekte der Stadt. Die Baukosten liegen zwischen 15 und 20 Millionen Euro. Die momentanen Arbeiten an der Außenhülle umfassen die Erneuerung der Sandsteinfassade, der Fenster, des Dachs und der Lichtkuppel. „Von der Bayerischen Landesstiftung haben wir bereits rund 1,5 Millionen an Förderung erhalten. Allerdings haben wir einen weiteren Antrag für den denkmalpflegerischen Mehraufwand nachgereicht. Hier steht eine Antwort der Denkmalbehörde noch aus“, erklärte Stefan Jäger, Amtsleiter des zuständigen Bauordnungsamtes.
Stadtentwicklungsreferent Bernhard Keßler ergänzte, dass man sich auch aus dem Entschädigungsfonds für Kommunen eine entsprechende Unterstützung erhoffe. Bedauerlicherweise habe es bislang nur drei positive Bescheide in den letzten 20 Jahren für die Stadt Aschaffenburg gegeben. Martina Fehlner: „Das Beispiel Aschaffenburg zeigt, dass sich der Denkmalschutz zunehmend auch mit Gebäuden aus den 50er Jahren beschäftigen muss. Auch diese Gebäude sind es trotz hohem Sanierungsaufwandwert, dass sie erhalten werden. Denn sie sind wichtige architektonische Zeugnisse der Nachkriegszeit. Hier müssen langfristig Lösungen gefunden werden. Deshalb besteht politischer Handlungsbedarf.“
Ein weiteres Großprojekt des Denkmalschutzes in Aschaffenburg ist der Umbau des zwischen 1619 und 1621 errichteten Jesuitenkollegs in der Pfaffengasse zum „Museumsquartier“. Dr. Thomas Richter, Leiter der Museen der Stadt Aschaffenburg, führte die Besucher durch die Baustelle des ersten Bauabschnitts – die Errichtung des Christian Schad Museums. Das architektonisch wie inhaltlich spannende und zeitgemäße Museum soll 2019 eröffnet werden. Mehr als 3.200 Werke umfasst der Nachlass, den Schads Witwe Bettina in die Christian-Schad-Stiftung Aschaffenburg eingebracht hatte.
Bei einem anschließenden Rundgang durch die Aschaffenburger Altstadt mit der Denkmalschutz-Expertin der Stadt Aschaffenburg Caroline Förster informierten sich die Landtagsabgeordneten über einige vorbildlich umgesetzte private Denkmalschutz- Projekte in der Dalbergstraße, der Metzgergasse und der Schlossgasse. Dabei wurde deutlich, wie sehr die Sanierung der historischen Häuser vom Engagement des Hauseigentümers abhängt.
Letzte Station der „Denkmaltour“ am Bayerischen Untermain war am Nachmittag Großostheim, wo die Delegation von zahlreichen Mitgliedern des SPD-Ortsvereins begrüßt wurde. Ewald Lang, der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über den historischen Marktplatz zum Nöthigsgut. Heute sind hier u.a. die Musikschule, Veranstaltungsräume und das Heimatmuseum untergebracht. Auch das Gotische Haus, das mit fast 600 Jahren nachweislich älteste Gebäude im Landkreis Aschaffenburgs, ist Teil des mehrfach ausgezeichneten Gebäudeensembles.
Die Gemeinde Großostheim habe in den letzten Jahren rund 13 Millionen Euro in die Städtebauförderung gesteckt, betonte Bürgermeister Herbert Jakob. Bei dem Rundgang durch den Ortskern wurde aber auch deutlich, dass einige ältere Häuser leer stehen und dem Verfall ausgesetzt sind, weil die Eigentümer eine aufwendige Sanierung scheuen. „Das ist sehr schade, denn unsere Denkmäler sind wertvolle Zeugnisse der Geschichte. Sie stiften Identität und prägen das Erscheinungsbild der Städte und Dörfer“, fasste Reinhold Strobl zusammen. „Deshalb gehören der Denkmalschutz und die Denkmalpflege zu den wichtigsten kulturellen Verpflichtungen des Staates.“